Politikimpuls
„Das Wasserstoff-Kernnetz ist ein Riesenschritt für die Energiewende und für OGE.“
Der neue CEO von OGE Dr. Thomas Hüwener über den Start in seiner neuen Rolle, die Genehmigung des Kernnetzes und die Transformation von OGE
Thomas Hüwener ist seit dem 1. Juli 2024 CEO von OGE und hat damit seinen Vorgänger Jörg Bergmann abgelöst, der nach 16 Jahren an der Spitze unserer Geschäftsführung in den Ruhestand gegangen ist. Thomas Hüwener ist seit 2001 in verschiedenen Positionen bei OGE bzw. in den Vorgängerunternehmen tätig und war die letzten elf Jahre Mitglied der Geschäftsführung.
Mit seiner langjährigen Erfahrung und Expertise kennt Thomas Hüwener OGE so gut wie sonst nur wenige und ist bestens gerüstet, um OGE in die Zukunft zu führen. Eine Zukunft, die vor allem Transformation des Unternehmens bedeutet. Vom Erdgastransport hin zum Transport von Wasserstoff und CO2 in Richtung klimaneutrale Zukunft. Klingt spannend! Deshalb möchten wir mehr dazu erfahren.
Du bist nun seit knapp vier Monaten CEO von OGE. Wie hat sich die Anfangszeit angefühlt?
Die ersten Monate waren intensiv und ereignisreich. Vieles war auch für mich Neuland. Dank einer sehr guten Übergabe meines Vorgängers konnte ich mich aber schnell einfinden. Natürlich gab es viele neue Eindrücke und Herausforderungen – diese Phase habe ich als sehr bereichernd empfunden. Die Komplexität unserer Aufgaben, gerade im Kontext der Energiewende, ist enorm, aber auch äußerst spannend. Ich freue mich auf das, was kommt, und fühle mich gut vorbereitet.
Die Energiewirtschaft befindet sich im Wandel. Welchen Weg geht OGE bei der grünen Transformation?
Die Energiewende erfordert von uns einen klaren Kurswechsel. OGE setzt dabei auf den Ausbau von Wasserstoff- und CO2-Infrastrukturen, um die Dekarbonisierung zu unterstützen. Das Wasserstoffnetz wird Schritt für Schritt aus unserem Erdgasnetz heraus und mit Neubauten entwickelt. Und für CO2 bauen wir ein komplett neues Leitungssystem.
Eines ist mir aber wichtig zu betonen: Auch Erdgas wird noch auf Jahre eine wichtige Rolle spielen. Hier stehen wir für Versorgungssicherheit, werden gleichzeitig aber auch unsere breite Expertise, die wir mit Erdgas gesammelt haben, für künftige Geschäftsfelder nutzen.
Wasserstoff und Carbon Management werden eine wichtige Rolle in der Energiewende und bei OGE spielen. Kann ein Erdgas-Netzbetreiber einfach sagen: „So, jetzt machen wir das mal ganz anders“?
Ein solcher Wandel ist komplex und erfordert eine gut durchdachte Strategie, die von allen im Unternehmen und insbesondere unseren Eigentümern mitgetragen wird. Das ist bei uns der Fall.
Die Transformation hat aus meiner Sicht vielseitige Herausforderungen, neben technologischen stellen sich auch regulatorische und finanzielle Fragen. Ein Beispiel: Mit dem Wasserstoff-Kernnetz stemmen wir die größte Investition in der Firmengeschichte. Und das in einem Markt, der noch in der Entstehung ist. Hier erwarten wir weiterhin die Unterstützung der Politik mit ausreichend finanziellen Anreizen. Denn das Projekt Klimaneutralität ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Kurz gesagt: Wir machen das nicht ganz anders, sondern bauen auf den Kompetenzen und Erfahrungen unserer Mitarbeitenden auf und transformieren das Geschäft Schritt für Schritt. Wir kombinieren unsere jahrzehntelange Erfahrung im Gastransport mit innovativen Ansätzen im Bereich Wasserstoff und CO2-Management. So stellen wir sicher, dass wir nicht nur heute, sondern auch in Zukunft ein zuverlässiger Partner für die Energieversorgung sind – und dabei aktiv zur Erreichung der Klimaziele beitragen.
Beim Wasserstoff ist OGE schon gestartet, das H2-Kernnetz ist genehmigt (siehe auch Infobox). Wie kam es zum Wasserstoff-Kernnetz und wie muss es jetzt weitergehen?
Das Wasserstoff-Kernnetz ist ein Riesenschritt für die Energiewende und für OGE. Der Weg war herausfordernd, aber äußerst erfolgreich. Über 19 intensive Monate hinweg haben wir eng mit politischen Entscheidungsträgern und anderen TSOs zusammengearbeitet, um dieses Projekt voranzutreiben. Wir legen hier den Grundstein für den Wasserstofftransport in Deutschland.
Für die Zukunft des Netzes ist es wichtig, dass wir klare und stabile regulatorische Rahmenbedingungen haben. Aus meiner Sicht sollten sich auch die Finanzierungsbedingungen noch einmal verbessern. Sie sind im internationalen Vergleich und im Gegensatz zu anderen Infrastrukturen wie dem Stromnetz nicht konkurrenzfähig.
Eines muss aber auch klar sein: Das Kernnetz ist nur der Anfang. Wir müssen jetzt Wasserstoff-Produktion und -Anwendung ankurbeln, damit das Netz seinen Beitrag leisten kann.
Das Wasserstoff-Kernnetz: Ein Meilenstein für die Energiewende
Der finale Schritt ist getan: Mit der Bestätigung durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) am 22. Oktober 2024 können die Bauarbeiten für das H2-Kernnetz beginnen. Die Bagger stehen bereit, um die Vision einer Wasserstoffinfrastruktur Wirklichkeit werden zu lassen.
Eckdaten zum H2-Kernnetz:
- Gesamtlänge: 9.040 km
- Investitionskosten: 18,9 Milliarden Euro
- Umstellung bestehender Erdgasleitungen: ca. 60 %
Ziel ist es, in Deutschland bis 2032 eine Anbindung großer Verbrauchs- und Erzeugungsregionen für Wasserstoff zu schaffen. OGE spielt eine zentrale Rolle im Aufbau des H2-Kernnetzes.
Weitere Informationen zum Kernnetz finden Sie auf der Website des FNB Gas.
Zum Abschluss: Wo siehst du OGE in fünf Jahren? Welche langfristigen Ziele hast du für das Unternehmen und was braucht es dafür?
In fünf Jahren werden wir weiterhin Erdgas transportieren und wir sind mittendrin im Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes und werden zudem erste CO2-Leitungen bauen bzw. in Betrieb nehmen. Langfristig möchten wir die Transformation des Unternehmens erfolgreich umsetzen und gemeinsam das Ziel der Klimaneutralität für ein industriell sehr gut aufgestelltes Deutschland erreichen. Dafür ist aus meiner Sicht das Wichtigste jetzt unsere langjährige Expertise im Gastransport und ganz viele neue, frische Ideen gemeinsam zu nutzen.